KI Masterstudiengang
KI Masterstudiengang

Ein Master in `Künstliche Intelligenz´? 

KI ist in aller Munde und deswegen widmen wir uns diesem Thema im Monat Oktober intensiv. Viele von euch nutzen diese Technologie bereits täglich. Andere von euch haben sich vielleicht noch nicht viel damit auseinandergesetzt. Klar ist aber, dass die KI gekommen ist, um zu bleiben und sie die Studien- und Arbeitswelt gehörig auf den Kopf stellen wird. Deswegen gibt es immer mehr Studienrichtungen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen und die euch auf den beruflichen Alltag mit KI vorbereiten können. An der FH Burgenland wird es ab September 2025 den Masterstudienlehrgang AI Solution Engineering geben und im Rahmen dessen sprechen wir vom SOFA Magazin mit dem Department Leiter des Bereichs Informationstechnologie Prof.(FH) DI Dr. Christian Büll, der mit der Entwicklung betraut ist. 

Interviewerin: 

Herr Professor Büll wir freuen uns natürlich alle sehr, dass es an der FH Burgenland bald einen Master in AI Engineering Solutions geben wird. Es ist noch ein relativ junges Feld, es gibt aber doch mittlerweile schon fast zehn Masterlehrgänge mit KI-Bezug in Österreich. Wie wird sich der Master an der FH Burgenland von den anderen Einrichtungen unterscheiden? 

Prof. DI Dr. Büll: 

Der Master AI Solution Engineering unterscheidet sich insofern, dass wir nicht hardcore in die Technologie hineingehen, sondern, dass wir einfach versuchen, die Anwendungsfälle der AI, basierend auf natürlich tiefem technischem und technologischem Verständnis, Anwendungsfälle der AI und Praxisbeispiele der AI zu definieren und die dann auch umzusetzen und zu betrachten, im rechtlich ethischen Kontext. Das ist so ein bisschen, wenn Sie wollen, die Digitalisierung mit Hilfe von AI. Und im Kontext des Departments ergänzt dieser Masterstudiengang natürlich sehr, sehr gut unser bestehendes Portfolio. Wir haben als Zugangs-Bachelorstudien zum Beispiel Software Engineering oder ab Herbst 2025 neu: Wirtschaftsinformatik. Und auf diese zwei Studiengänge setzt sich der natürlich optimal drauf, als konsekutiver Masterstudiengang. Und auch im Bereich der Masterstudiengänge reiht er sich sehr, sehr gut ein, weil wir haben auf der einen Seite den Business Process Management und Engineering – da geht es um die Geschäftsmodellentwicklung und Geschäftsmodelloptimierung. Wir haben auf der anderen Seite Cloud Computing Engineering auch als Masterstudiengang. Da geht es um die Technologien, die dahinter liegen. Und dieser neue Masterstudiengang AI Solution Engineering, der ist sozusagen das verbindende Element aus diesen beiden Welten. Wir haben auf der einen Seite die Geschäftsprozesse, die wir natürlich brauchen und in die wir uns integrieren, aber auf der anderen Seite geht es nicht ohne die Cloud Technologien. Und das, was unsere Studierenden wissen müssen über AI-Technologien, über Large Language Models, über die unterschiedlichen Systeme, die heute verfügbar sind und vor allen Dingen wie diese Systeme technologisch in eine Unternehmenslandschaft integriert werden können. Und das wäre also in dem neuen Masterstudiengang. 

Interviewerin: 

Gibt es denn schon Ideen, welche Experten und Expertinnen da unterrichten werden? 

Prof. DI Dr. Büll: 

Ideen haben wir. Wir lernen aber auch, dass Experten extrem nachgefragt sind und wir wollen und dürfen natürlich nicht an der Oberfläche kratzen, sondern wir wollen da wirklich tief hineingehen und wir haben schon ein paar Ideen. Aber wir haben das Curriculum noch nicht vom ersten bis vierten Semester besetzt. Wir lassen uns da wirklich Zeit, dass wir die Besten der Besten bekommen. 

Interviewerin: 

Könnten Sie mir vielleicht ein oder zwei Beispiele für konkrete Lehrveranstaltungen oder Vertiefungen nennen, die es geben soll oder ist das auch noch in der Entwicklungsphase? 

Prof. DI Dr. Büll: 

Wir sind mit dem Studiengang noch in der Entwicklungsphase, wir werden die Entwicklung Ende Oktober abschließen und dann geht es an die Akkreditierung. Wir haben eine sehr, sehr spannende Lehrveranstaltung, die nennt sich Recht und Ethik, was aus Sicht des Entwicklungsteams ein sehr wesentlicher Aspekt ist, in der Anwendung von Künstlicher Intelligenz. Wir haben eine zweite Lehrveranstaltung, die die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz abbildet und darstellt. Und wir haben eine ganz spannende Lehrveranstaltung, das ist ähnlich wie ein Praxisprojekt, wo wir die Studierenden im zweiten Semester begleiten werden, dass sie einen Fall aus ihrer Berufspraxis aufgreifen. Also einen Geschäftsprozess, den sie mit Künstlicher Intelligenz optimieren wollen. Und im dritten Semester in einem Praxisprojekt werden wir diesen Fall dann tatsächlich auch technisch umsetzen. Und begleiten wieder mit allen Maßnahmen, die man so rundherum braucht. Also es geht wieder um Rechte, da geht es um Ethik, da geht es um Projektmanagement, da geht es um Change-Management. Also das ist so eine relativ große integrierte Lehrveranstaltung im dritten Semester, die dann wirklich die Kompetenzen aus den ersten beiden Semestern vereinen soll. Absolut praxisnah. Wir leben an der Fachhochschule Burgenland davon, dass die Studierenden ihre Praxisfälle mitbringen in die Lehre. Und so ist es auch dort geplant, dass die Studierenden tatsächlich mit einem Praxisfall kommen und es gibt dann auch einen Mehrwert für die Studierenden, weil sie nach dieser Lehrveranstaltung einfach mit einem Konzept rausgehen, mit einer Umsetzung rausgehen. Vielleicht ist die Umsetzung nicht eins zu eins für das Unternehmen machbar, das kann schon sein. Aber sie haben ein fertiges Konzept und sie wissen, wie es geht. Und sie können daran auch testen, was sie gemacht haben, das ins Unternehmen zurücktragen und dann tatsächlich in die Umsetzung bringen. 

Interviewerin: 

Studierende, die sich für diesen Masterlehrgang interessieren, wollen natürlich wissen, wie sie sich da bewerben können. Gibt es schon Ideen, was den Bewerbungsprozess angeht? Welche Voraussetzungen werden Studierende mitbringen müssen, um überhaupt eine Chance auf einen Studienplatz zu haben? 

Prof. DI Dr. Büll: 

Der Bewerbungsprozess ist unser regulärer Bewerbungsprozess an der Fachhochschule Burgenland. Das heißt, wir werden etwa Mitte Oktober das Bewerbungsportal aufmachen für den Studienstart im September 2025. Voraussetzungen sind dann ein abgeschlossener Bachelorstudiengang mit 180 ECTS Punkten, wie für eine Masterstudiengang in akademischer Bildung notwendig. Voraussetzung sind 45 ECTS Punkte in der Informatik und da idealerweise, mit Programmierkenntnissen oder mit Netzwerk oder mit Cloud Technologiekenntnissen. 

Interviewerin: 

Wird es dann, später im Bewerbungsprozess auch ein Vorstellungsgespräch geben? 

Prof. DI Dr. Büll: 

Wir erwarten, dass dieser Studiengang gut besucht werden wird, das heißt, wir werden auch im Bewerbungsprozess, dann im Frühjahr – etwa März – mit den Bewerbungsgesprächen starten. Das sind persönliche Gespräche und aufgrund dieser Gespräche wird es dann eine Auswahl der Studierenden geben. Insgesamt können wir 25 Studierende aufnehmen. Das ist die Größe des Studiengangs. 

Interviewerin: 

Für welche Berufe wird der Master die Absolvent:innen konkret vorbereiten? 

Prof. DI Dr. Büll: 

Also entweder ich bleibe in meinem befindlichen Job und dann habe ich wahrscheinlich schon mit Geschäftsprozessen, Geschäftsprozessoptimierung, Digitalisierung zu tun, dann ist das eine ideale Ergänzung zu meinen bestehenden Fachkenntnissen, die ich schon erworben hab. Die zweite Schiene, die da natürlich sehr stark werden wird, ist der ganze Bereich der Beratung. Also wir erwarten, dass es ein sehr großes Feld geben wird, wo Unternehmen einfach einen Beratungsbedarf haben, wo sie sinnvoll Künstliche Intelligenz einsetzen können. Und wenn ich das festgemacht habe, dann ist der nächste Schritt: Wie kann ich das denn überhaupt machen? Und ich glaube, genau diesen Aspekt wird auch dieser Studiengang das Berufsfeld sehr, sehr stark prägen. 

Interviewerin: 

Nutzen Sie persönlich die Künstlichen Intelligenz Technologien in ihrem Arbeitsalltag? Ist das bei Ihnen schon angekommen oder sind sie eher Skeptiker? 

Prof. DI Dr. Büll: 

Es ist angekommen, natürlich. Ich verwende sie auch persönlich. Wir sehen auch, dass unsere Studierenden sie persönlich verwenden, mit allen Vor- und Nachteilen dahinter. Aber na klar, sie ist nicht wegzudenken. Wir befinden uns heute in einer Situation, größtenteils, dass wir persönlich einen Nutzen aus dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz ziehen. Wie gesagt, es gibt ChatGPT, der ist auf mich abgestellt. Der Copilot von Microsoft, der meine Arbeitsabläufe verbessern soll. Ich glaube die Herausforderung wird sein, von der Ichbezogenheit wegzukommen und diese Systeme wirklich auch sinnvoll einzusetzen, dort, wo sie einen Mehrwert für das Unternehmen schaffen können. Ich denk da an ein ganz simples Beispiel: Wenn ich jetzt ins Supply Chain Management hineingehe – in die Lieferantenkette – könnte ich mir zum Beispiel vorstellen, dass mich ein System darauf aufmerksam macht und sagt: ‚du hast Lieferanten, die sitzen in einer bestimmten Geografie‘. Von einer komplett anderen Quelle weiß dieses System aus dieser Geografie herauskommend gibt es momentan Lieferprobleme. Wir erinnern uns, wie dieses Schiff da quer gestanden ist, im Kanal. Und dass mir das System dann weiters sagt: ‚Folgende Kundenaufträge sind betroffen, weil du mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit oder mit Wahrscheinlichkeit X deinen Liefertermin nicht halten wirst. Es gibt aber Alternativen: Du könntest Lieferant ABC anfragen und könntest dann vermutlich die Liefertermine wieder halten.‘ Also sowas in der Art. Und das ist jetzt nicht persönlich für mich, sondern das greift dann wirklich in einen Prozess oder in eine Kette im Unternehmen ein und macht dort Vorschläge, wie man weiter agieren könnte. 

Interviewerin: 

Junge Menschen heutzutage haben wirklich sehr, sehr viele Optionen an Studienrichtungen, an Hochschulen. Es ist immer schwieriger geworden, sich zu entscheiden. Sie haben Informatik an der TU Wien studiert. Wenn Sie Ihre Karriere jetzt noch mal von vorne beginnen würden, was würden Sie studieren und wo? Wäre der Master AI Solution Engineering an der FH Burgenland für Sie eine gute Option? 

Prof. DI Dr. Büll: 
Absolut. Also ich bin jetzt seit doch einigen Jahren in der Informatik. Ich habe den Schritt in die Informatik überhaupt nicht bereut. Weil die Informatik oder Informationstechnologie einfach ein extrem spannendes Feld ist. Und wir sind mittlerweile in der Situation, dass die Technologie ein bisschen das Business treibt. Es war früher umgekehrt. Aber heute ist es so, dass wir einfach Veränderungen ermöglichen durch neue Technologien. Wir schaffen Chancen durch neue Technologien. Und das ist natürlich auch spannend für ein Unternehmen, diese Technologien zu integrieren und einen Mehrwert, und einen Wettbewerbsvorteil daraus zu lukrieren. Also in dem Sinn würde ich auf jeden Fall wieder ein informatiknahes Studium wählen. Ich würde mich aber wahrscheinlich sogar für zwei oder drei Master entscheiden. 

Interviewerin: 

Zu guter Letzt: Gibt es etwas, was sie den Leser:innen vom Sofa Magazin noch sagen möchten? 

Prof. DI Dr. Büll: 

Ich glaube, rund um den Studiengang ist schon sehr viel gesagt. Das wird ein spannender Studiengang und es sind auch spannende Zeiten, in die wir da gehen. 

Interviewerin: 

Herr Professor Büll, ich danke ich Ihnen vielmals für Ihre Zeit und für Ihre Antworten. Ich bin mir sicher viele Leser:innen werden sich sehr darüber freuen und werden die Infos sofort aufgreifen und sich für die Bewerbung bereit machen. 

Prof. DI Dr. Büll: 

Nicht vergessen: Die Bewerbung geht bald los. Das Bewerbungsende ist Ende Mai und ich freue mich auf jeden einzelnen Bewerber oder Bewerberin. 

Prof.(FH) DI Dr. Christian Büll

Profil: Prof.(FH) DI Dr. Christian Büll hat Informatik an der TU Wien studiert. Im Anschluss hat er viele Jahre in der Privatwirtschaft für die Unternehmen Büll & Strunz, Progress Software Austria und Sage gearbeitet. Seit 11 Jahren leitet er das Department Informationstechnologie an der FH Burgenland. Ihm unterstehen zurzeit vier Bachelor und vier Masterstudiengänge und mit dem neuen Master AI Solution Engineering kommt noch ein weiterer Studiengang dazu.