Im kleinen, recht überschaubaren Österreich gibt es fast nichts, worauf die Einheimischen stolzer sind: den Dialekt. Wenn man aber genauer hinsieht, durchlebte die österreichische Sprache eine regelrechte Achterbahnfahrt.
Österreichisch? Jo eh!
Österreichisches Deutsch wird als Sprachvarietät der neuhochdeutschen Standardsprache angesehen. Österreichisch ist demnach keine neue Standardsprache, aber weist dennoch charakteristische Merkmale auf. Diese umfassen einen eigenen Wortschatz, Aussprache und Grammatik.
Im Allgemeinen werden die unterschiedlichen Sprachformen des österreichischen Deutsch innerhalb des Landes – je nach Region unterschiedlich – Dialekt genannt.
Eine Zeitreise durch die österreichische Sprachgeschichte
Schon im 18. Jahrhundert wurde der Unterschied zwischen der österreichischen Sprache und den angrenzenden Ländern erforscht. Zu dieser Zeit war das Habsburger Reich, sowie auch das katholische Süddeutschland von der oberdeutschen Schreibsprache geprägt. Das hat sich relativ schnell geändert und die Bevölkerung benutzte mehr die „protestantische“ meißnische Standardsprache, die von Martin Luther beeinflusst wurde. Ein Beispiel für diese Sprache ist die Bibel, die ins Deutsche übersetzt worden ist und als Grundlage für das moderne Standarddeutsch diente.
Ein Auszug daraus: „Es werde Licht! Und es ward Licht.“
Im 19. Jahrhundert wurde die deutsche Sprache auch durch zahlreiche Lehnwörter aus dem Tschechischen, Ungarischen, Italienischen, Slowenischen, Kroatischen und Serbischen geprägt. Das Kaiserreich Österreich erstreckte sich in dieser Zeit über viele Länder, was sprachliche Einflüsse nicht verhindern konnte.
1867 wurde in der Dezember-Verfassung die Gleichberechtigung aller Sprachen im cisleithanischen Teil der Monarchie – also dem Teil, der von Wien aus regiert wurde – festgeschrieben. Das war nicht so einfach, denn Ende des 19. Jahrhunderts wurden in der Monarchie offiziell neun Umgangssprachen anerkannt. Die Umsetzung stand vor Herausforderungen, denn Deutsch hatte zu der Zeit schon eine privilegierte Stellung in Verwaltung, Gerichtsbarkeit, Militär und Bildung – die anderen Sprachen wurden sozusagen vernachlässigt. Deutsch hat es aber hier nicht zur Staatssprache geschafft.
Das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert der Etablierung der deutschen Sprache in Österreich. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 zerfiel die Monarchie Österreichs und die Erste Republik Österreich wurde gegründet. Trotzdem hat sich in der Zeit kein typisches „Österreichbewusstsein“ entwickelt.
Erst nach dem Anschluss an das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg und durch die anschließende Gründung der Zweiten Republik Österreichs, konnte eine neue österreichische Identität gefunden werden – vor allem durch die Sprache.
Das 21. Jahrhundert ist vor allem durch den Einfluss digitaler Technologien und die Globalisierung geprägt. Englische Wörter sind nun ein Teil unserer modernen Sprache. Aber auch der Einfluss der Jugendsprache ist nicht zu unterschätzen: es entstehen Trends sowie neue Wörter, die soziale Phänomene beschreiben. Klar ist, dass sich die österreichische Sprache ständig im Wandel befindet. Wer weiß, welche Wörter wir in 50 Jahren verwenden werden?
Von A wie „anpatzen“ bis Z wie „zwider“
Selbst wenn man gebürtige:r Österreicher:in ist – so manche Wörter können schon mal für Verwirrung sorgen. Gerade, weil der Dialekt in Österreich so vielfältig und oftmals auch ortsgebunden ist, möchten wir euch ein paar Wörter mitgeben, die ihr in eure Gespräche einfließen lassen könnt:
- anpatzen – bekleckern
- Bahöl – Lärm, Wirbel
- dalkert – ungeschickt, unbeholfen
- eine ruhige Kugel schieben – einer sehr gemütlichen Tätigkeit nachgehen
- Einedrahrer – Angeber
- einen Fetzen haben – betrunken sein
- leiwand – super, toll, großartig
- Noagerl – Getränke- oder Speiserest
- raunzen – jammern, nörgeln
- tachinieren – sich vor der Arbeit drücken
- zwider – schlecht gelaunt, griesgrämig