Berufsbegleitend in Österreich studieren macht es möglich!
Berufsbegleitend studieren und arbeiten ist nicht immer einfach. Studieren und nebenbei Teilzeit oder Vollzeit zu arbeiten bringt einige Vorteile, doch ist auch mit großem Aufwand, Fleiß und Herausforderungen verbunden. Doch vor welchen Herausforderungen stehen berufsbegleitende Studierende oder Vollzeitstudenten?
Entschuldigung für die Verspätung.
Montag, 17 Uhr: Manuela eilt nach einem Tag zu 8 Stunden hastig aus dem Büro zum Bus. 17.15 Uhr: Manuela stürmt in den Vorlesungssaal ihrer Hochschule. Die Tür fällt zu. Die Blicke des Professors und anderer Studentinnen und Studenten treffen sie. „Entschuldigung für die Verspätung“, flüstert Manuela und setzt sich.
Ein Satz, den rund 40 Prozent der österreichischen Fachhochschulstudierenden wohl nur allzu gut kennen – denn sie arbeiten und studieren gleichzeitig – sprich berufsbegleitend. Manuela, 24 Jahre, studiert Betriebswirtschaft im Bachelor an der Fachhochschule Salzburg und arbeitet zusätzlich Vollzeit bei einem Steuerberater. Manuela gehört zu den rund 18 Prozent der österreichischen Studierenden, die neben dem Studieren auch noch einer Arbeit in Vollzeitbeschäftigung im Ausmaß zwischen 38 und 40 Stunden nachgehen. Die Wochen sind lang. Zu den 40 Stunden Arbeitszeit kommen noch diverse Lehrveranstaltungen an der FH nach der Arbeit oder am Wochenende hinzu.
Neben Job noch berufsbegleitend in Österreich studieren
Im Durchschnitt können Studentinnen und Studenten, die berufsbegleitend in Österreich studieren, eine 60- bis 70-Stunden-Woche nachweisen. Besonders intensiv ist die Prüfungsphase in jedem Semester. „Da ist es wirklich nur ein Bulimie-Lernen“, erzählt Manuela. Die 180 ECTS für Bachelorstudiengänge und 120 ECTS für Masterstudiengänge gelten für Vollzeit sowie berufsbegleitende Studien gleichermaßen. Die Nachfrage nach berufsbegleitenden Studiengängen steigt, daher folgen vor allem Privatuniversitäten, welche Studiengänge kostenpflichtig anbieten, und Fachhochschulen, die teilweise kostenpflichtig sind. Jedoch sind auch manche Fachhochschulen wie die FH Burgenland kostenlos, folgen dem Trend und bieten ihren Studierenden an den Bachelor und Master berufsbegleitend zu studieren. In fast allen Fachbereichen auf Fachhochschulen und Universitäten, egal ob Wirtschaft, Sozialwesen (Soziale Arbeit) oder auch kreativen Studiengängen wie Medien & Kommunikation und Management, werden heutzutage berufsbegleitende Studien angeboten.
Gleichzeitig arbeiten und studieren kann anstrengend sein. Der Doppelbelastung durch Ausgleichsaktivitäten entfliehen
Auch wenn berufsbegleitend studieren und arbeiten in Österreich einige Vorteile hat, darf die Freizeit nicht zu kurz kommen. Burnouts durch die Doppelbelastung führen nur zu Frustration und eventuell zum Abbruch des Studiums. Die Vorlesungszeit der berufsbegleitenden Studiengänge wird statt unter der Woche auf Freitag und Samstag oder auf die Abende verlegt. „Es ist eine Herausforderung, nach einem anstrengenden Tag noch die notwendige Konzentration für die Uni-Kurse aufzubringen“, erzählt Manuela.
„Der Sonntag ist mein heiliger Tag. Da gibt es nur mich.“
Für Freizeit oder soziale Kontakte bleibt an solchen Tagen, die nur mit Lernen für Prüfungen verwendet werden, wenig Zeit. „Der Sonntag ist mein heiliger Tag. Da gibt es nur mich“, erzählt Manuela. Um der Belastung entgegen zu wirken, ist es umso wichtiger, einen Ausgleich zum Alltag zu schaffen, weiß auch Gertraud Meusburger, Leiterin der psychologischen Studierendenberatung Salzburg. „Zu einer guten Energiebilanz, Leistungs- und Aufnahmefähigkeit gehören Ausgleichsaktivitäten und Erholung.“
Vorteile eines berufsbegleitenden Studiums
Gleichzeitig studieren und arbeiten bringt trotz der ganzen Anstrengung auch einige Vorteile. „Oft lerne ich etwas und hab dann im Job sofort einen Aha-Effekt“, beschreibt Manuela die Situation. Durch den wissenschaftlich fundierten Gewinn an Know-how profitieren nicht nur die Studentinnen und Studenten, sondern auch die Unternehmen, meint auch Belinda Hödl, Referentin für Hochschulpolitik bei der Wirtschaftskammer Österreich. Einsatzbereitschaft, Ausdauer und Selbstmanagement – das seien die Skills, die von den zukünftigen Arbeitgebern geschätzt und auch gebraucht würden. Eines sei indes sicher: Studentinnen und Studenten könnten nach ihrem berufsbegleitenden Studium in der Berufswelt ihre verdienten Lorbeeren ernten. „Die österreichischen Unternehmen brauchen dringend bestens qualifizierte Fachkräfte. Sie benötigen deshalb Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten, aber auch Absolventen der Berufsbildung“, beschreibt Hödl. Bewerbungen von Studentinnen und Studenten, die neben der Arbeit noch ein berufsbegleitendes Studium anstreben, werden von Arbeitgeberinnen und -gebern als sehr strebsam und fleißig angesehen.
Arbeiten als Vollzeitstudent
Dies ist nicht immer einfach. Neben dem Studium zu arbeiten kann verschiedene Gründe haben. Neben den berufsbegleitenden Studenten arbeiten 61 Prozent der österreichischen Studierenden im Durchschnitt 19 Stunden pro Woche. Der Großteil tut dies aus finanziellen Gründen. Rebekka, Studentin an der Universität Salzburg, arbeitet zehn Stunden in einer Drogeriefiliale. „Auch, wenn meine Arbeit keinen direkten Bezug zu meinem Studium hat, lerne ich den Alltag in der Arbeitswelt und Kontakt mit Kunden kennen“, erzählt die Studentin der Kommunikationswissenschaft.