Menschen in Österreich haben oft sehr viele Vorurteile gegenüber den privaten Universitäten, da sie angeblich zu teuer seien und nur die Elite ausbildeten. Doch was steckt hinter den privaten Universitäten und was können sie wirklich bieten?
Privatuniversitäten in Österreich sind eine interessante Alternative zu den traditionellen öffentlichen Universitäten. Sie bieten eine Vielzahl von Studiengängen an und sind bekannt für ihre innovativen Lehransätze sowie für ihre intensivere Betreuung der Studierenden. Seit ihrer Einführung haben sie sich zu einem festen Bestandteil des österreichischen Hochschulsystems entwickelt und ziehen sowohl inländische als auch internationale Studierende an.
Arrogant, überheblich und reich – ein Klischee, das sich besonders hartnäckig hält. Natürlich gibt es an privaten Hochschulen viele Studierende, die im Geld schwimmen und von Papa alles bezahlt bekommen, was das Herz begehrt. Das liegt in der Natur eines teuren Studiums und ist nicht weiter verwunderlich. Aber nicht alle, die zu den „Wohlhabenden“ gehören, lassen es sich gut gehen – auch sie müssen ihr Studium zum Teil selbst finanzieren oder die vorgeschriebenen Pflichtpraktika absolvieren. Es gibt aber auch viele „Normalos“, die sich ihr Studium beispielsweise über einen Studienkredit finanzieren oder mehrmals in der Woche nebenbei arbeiten.
Privatuniversitäten spielen im Bildungssystem vieler Länder eine bedeutende Rolle und sind oft Gegenstand kontroverser Diskussionen. Einerseits werden sie für ihre Fähigkeit gelobt, spezialisierte und hochwertige Bildung anzubieten, die eng mit den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes verknüpft sind. Andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich der Zugänglichkeit und der Kosten, die mit dem Besuch einer solchen Einrichtung verbunden sind.
Einer der Hauptunterschiede zwischen privaten und staatlichen Universitäten ist die Finanzierung. Privatuniversitäten finanzieren sich hauptsächlich durch Studiengebühren, Spenden und Stiftungsgelder, was ihnen oft einen größeren finanziellen Spielraum gibt, um in ihre Einrichtungen, Lehrkräfte und technologische Ressourcen zu investieren. Dies kann zu einer hochwertigeren Bildungserfahrung führen, mit kleineren Klassen, moderneren Einrichtungen und einem höheren Maß an individueller Betreuung. Allerdings resultiert dies auch in höheren Studiengebühren, die sich pro Semester auf einen fünfstelligen Betrag belaufen können, was wiederum die Zugänglichkeit für viele einschränken kann.
Während Stipendien und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten existieren, bleibt der Zugang zu diesen Einrichtungen oft auf eine finanziell besser gestellte Schicht beschränkt. Dies wirft Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Chancengleichheit auf, insbesondere in Bezug auf die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Bildung für alle Schichten der Gesellschaft. Darüber hinaus führt die Konzentration auf rentable Studiengänge manchmal dazu, dass weniger profitable, aber gesellschaftlich wichtige Fächer vernachlässigt werden.
Um ein besseres Bild von Privatuniversitäten und deren Leistungen zu bekommen, haben wir einer Studentin auf einer österreichischen Privatuniversität acht Fragen gestellt.
• Wie schafft man es auf eine Privat-Uni? Welche Voraussetzungen muss man erfüllen?
Na ja, sagen wir es mal so, gute Noten im Schulabschlusszeugnis oder vorherige Studienleistungen sind oft sehr wichtig und entscheidend. Einige Universitäten verlangen auch spezielle Eingangsprüfungen oder standardisierte Tests. Viele private Universitäten führen auch Interviews mit den Bewerbern durch, um einen besseren Eindruck von deren Persönlichkeit und Motivation zu bekommen. Solche Gespräche können manchmal wirklich entscheidend sein, um sich auch von den anderen Kandidaten bzw. Bewerbern abzuheben.
• Wie teuer ist es an einer privaten Uni zu studieren? Wie hast du das finanziert?
Die Kosten auf einer privaten Universität sind auf jeden Fall nicht ohne, dessen muss man sich natürlich auch bewusst sein, wenn man sich für eine überhaupt entscheidet. Zum Beispiel sind Studiengebühren von 5.000 Euro pro Semester noch das günstigste. Aber ich muss auch sagen, dass die Kosten sehr stark variieren, es kommt auch auf das Studienfach oder auf den Standort an. Die Gebühren, die man dann eigentlich zahlt, umfassen auch andere Kosten, wie zum Beispiel Einschreibgebühren, Prüfungsgebühren oder aber auch für zusätzliche Lehrmaterialien. Mein Studium wird aktuell von meinen Eltern finanziert.
• Was macht eine Privatuni so besonders? Was ist so anders als an „normalen“ Unis?
Also ich finde schon, dass ein großer Unterschied zu sehen ist, allein in den Kursen sind deutlich weniger Studenten als an einer normalen Uni. In meinem Kurs sind zum Beispiel nur zehn Personen und das kann man einfach nicht mit 100 oder 200 Personen vergleichen. Die Lernatmosphäre ist einfach anders, viel entspannter.
Natürlich ermöglichen uns auch die ganzen modernen Ausstattungen der Räume und Lernmaterialien ein viel besseres und intensiveres praktisches Lernen. Auch im Lebenslauf liest es sich natürlich besser, wenn da dann eine private Universität steht, wie eine normale.
• Die Eltern zahlen viel Geld für deine Schule, musst du überhaupt lernen für gute Noten?
Ja auf jeden Fall, nur weil meine Eltern viel Geld haben, ich auf eine private Uni gehe und mir das Studium finanzieren, muss das nicht gleich heißen, dass ich für meine Noten nichts machen muss. Ich muss viel lernen für meine guten Noten, wie alle anderen auch. Wir werden hier auch viel anders gefördert, deswegen würde ich sogar sagen, dass wir manchmal auch ein bisschen mehr machen und tun müssen. Deswegen würde ich sagen, dass das eher ein Vorurteil bzw. Mythos ist, dass Studierende an einer privaten Universität nichts machen müssen und das wir uns so zu sagen unseren Abschluss kaufen.
• Würdest du sagen, dass die meisten Studierenden an deiner Uni aus reichen Familien kommen, hochnäsig und arrogant sind?
Ich glaube, dass man selbst das nicht so leicht sagen kann, ob man hochnäsig ist oder nicht, aber ich kann von mir aussagen, dass ich mich auf jeden Fall nicht als was Besseres fühle, nur, weil ich auf eine private Uni gehe. Viele meiner Mitschüler sind tatsächlich nicht aus wohlhabenden Familien. Sie finanzieren sich ihr Studium entweder dank eines Stipendiums oder nehmen auch wirklich Kredite auf, um sich das Studium finanzieren zu können.
• Wie funktioniert das semi-virtuelle Studienkonzept an deiner Uni in der Praxis?
Man kommt insgesamt fünfmal pro Semester für zwei aufeinanderfolgende Tage an die Uni. Es werden Kurse besucht, Prüfungen abgelegt und mit Studienkollegen und Professoren ausgetauscht. Zwischen den Präsenzblöcken kann man die ganzen Kurse bequem von zu Hause bearbeiten und kann jederzeit Hilfe oder Feedback von den Dozenten bekommen.
• Wie schaut ein typischer Schulalltag bei dir aus?
Also meistens beginnt die Woche an meiner Uni mit einem Mentoren-Gespräch. Da kann ich dann mit meinem Mentor über Probleme, Hilfestellungen aber auch über meine Stärken und Interessen reden und mich beraten lassen. Danach habe ich meist Seminare, die immer unterschiedlich aufgebaut sind. Gegen Mittag haben wir dann eine etwas längere Pause, wo wir etwas essen und uns mit anderen Studierenden austauschen können. Am Nachmittag haben wir dann meistens Praxis-Kurse, wo wir dann unser gelerntes Wissen praktisch ausüben können. Nach acht Stunden Unterricht geht es dann meistens für mich in meine Unterkunft, wo ich meine Hausübungen mache bzw. mich für den nächsten Tag vorbereite.
• Glaubst du, dass Studenten einer privaten Universität mit ihrem Abschluss, einen leichteren Start in die Arbeitswelt haben bzw. bessere Chancen haben?
Es ist natürlich schön, dass man auf eine Art und Weise ein Netzwerk bilden kann und uns wirklich sehr gute Chancen gegeben werden, wir haben zum Beispiel auch viele Projekte wie etwa Hilfsprojekte, was sich natürlich sehr gut in einem Lebenslauf lesen lässt. Wenn man natürlich solche Erfahrungen in so jungen Jahren sammeln kann, ist man natürlich auch für Unternehmen viel wertvoller und interessanter. Ich denke, dass wir dadurch auf jeden Fall vielleicht nicht unbedingt einen leichteren Start haben aber bessere Chancen auf jeden Fall.