Leben als Digital Nomade

In den letzten Jahren schwirrt das Buzzword „Digital Nomade“ oder englisch „digital nomad“ immer wieder durch die Medien und online Foren. Aber was genau ist das? Und noch viel wichtiger, wie sieht so ein Leben aus? Wir vom SOFA Magazin haben uns mit Lukas zusammengesetzt, der seit 2018 unterwegs ist und von überall aus arbeiten kann. Er verrät uns auch ein paar Insider Tipps, für diejenigen unter euch, die es eventuell selbst ins Ausland zieht.

Digital Was?

Das Wichtigste zuerst: Was ist denn nun eigentlich ein Digital Nomade? Das Cambridge Dictionary definiert den Ausdruck so: „Jemand, der kein permanentes Büro oder zu Hause hat, und der unter Verwendung des Internets von verschiedenen Ländern, Städten oder Gebäuden aus arbeitet“. Lukas selbst beschreibt es so, dass er einer Tätigkeit nachgeht, die er ortsunabhängig machen kann. Das erlaubt ihm, jeden Tag zu entscheiden, von wo aus er gerne arbeiten möchte und „ein Leben in Freiheit zu genießen“. Leute mit diesem Lebensstil haben also keinen festen Wohnsitz und machen die Welt zu ihrem zu Hause und ihrem Arbeitsplatz. Laut der ORF Plattform Topos gibt es weltweit mittlerweile schätzungsweise 35 Millionen digitale Nomad:innen, die sich temporär an den unterschiedlichsten Orten der Welt niederlassen und von dort aus ihrer Arbeit nachgehen. Vor allem Kanada und Thailand sind sehr beliebt und erlauben es Menschen aus aller Herren Länder für einen gewissen Zeitraum dort zu leben und zu arbeiten. Natürlich funktioniert es nicht mit jedem Beruf, den Arbeitsplatz frei zu wählen. Aber die Digitalisierung und die Verbindung durch das Internet machen das für manche Jobs möglich – wie zum Beispiel freiberufliche Programmierer:innen, Sprachlehrer:innen und Webdesigner:innen.

Lukas Abenteuer

Wie aber schaffen es manche Leute, so eine Karriere zu finden und den Weg ins Ausland zu wagen? Für Lukas hat diese nie enden wollende Reise vor über sechs Jahren begonnen. Er war mit seinem Leben in Österreich nicht zufrieden, war orientierungslos und ihn hat das Fernweh geplagt. Also hat er sein Erspartes zusammengekratzt und sich auf eine sechs-monatige Weltreise begeben. Als er sich schließlich sein Leben nicht mehr finanzieren konnte, ist er gezwungenermaßen in die Heimat zurückgekehrt – war aber nicht glücklich. Ihm war klar, dass er einen Weg finden musste, wie er reisen und gleichzeitig Geld verdienen konnte. Zufälligerweise hat ein Freund mit einer Social Media Agentur Unterstützung in seinem Team gesucht und hat Lukas eine Chance gegeben. Die Aufgaben konnte Lukas mit Hilfe des Internets von überall aus erledigen. Also hat er sich auf eine Reise begeben, die bis heute anhält. Allerdings ist sie nicht mit Urlaub gleichzusetzen und auch nicht immer so einfach.

Lichtblicke und Schattenseiten

Lukas beschreibt sein Leben als wunderschön und genießt seine Freiheiten. Vor allem die Flucht vor dem saisonbedingten schlechten Wetter an vielen Orten, bereichert sein Leben. In den ersten paar Jahren war er voller Entdeckergefühl, Abenteuer und Aufbruchstimmung. Nichtsdestotrotz ist sein Lebensstil nicht immer leicht und er hat nach einigen Jahren schmerzlich erkannt, dass er „kein zu Hause mehr“ hatte, immer aus dem Koffer gelebt hat und ihm eine Basis gefehlt hat. Außerdem wurde ihm bewusst, dass es gar nicht so einfach ist, sich für einen – wenn auch nur temporären – Wohnort zu entscheiden, wenn einem fast alle Optionen offenstehen. Sich jedes Mal auf andere Begebenheiten an einem neuen Ort einzustellen, sich einen strukturierten Alltag zu schaffen, sowie seinen Verpflichtungen im Beruf nachzukommen, war und ist ebenfalls eine Herausforderung. Jedes Mal, wenn er seine Zelte neu aufschlägt, muss er erstmal rausfinden, wo er etwas zu essen bekommt, wo er seine Wäsche waschen kann und wo er sich seinem Training widmen kann. Außerdem sind die Arbeitsbedingungen nicht immer ideal, wenn etwa das Internet nicht verlässlich ist.

Für immer unterwegs?

Durch seine jahrelange Erfahrung in diesem System fällt Lukas die Anpassung an neue Begebenheiten immer leichter und er hat sich große Flexibilität angeeignet. Außerdem hat er ein globales Netzwerk aufgebaut und es geschafft mit Menschen überall auf der Erde in Kontakt zu treten. Mittlerweile ist auch nicht mehr die ganze Welt sein zu Hause, sondern eine Anzahl von bewusst gewählten Ländern, in denen er – Jahreszeiten abhängig – jeweils einige Monate lebt und arbeitet. Auch Österreich gehört wieder dazu, wobei er ganz klar sagt: „Zwölf Monate im Jahr an einem Ort, kann ich mir jetzt nicht vorstellen, weil ich diese Abwechslung auch brauche.“ Und so hat er eben ein zu Hause in Österreich und ein zweites in Thailand, Bali, oder Griechenland. Auch in Zukunft möchte er sich „das Beste rauspicken“.

Tipps für neue Digital Nomad:innen

Falls euch jetzt das Fernweh gepackt hat und ihr nichts lieber machen würdet, als wie Lukas die Welt zu eurem zu Hause zu machen, hat er hier ein paar Tipps für euch:

Als erstes solltet ihr euch darüber klarwerden, wie euer Leben im Ausland konkret aussehen soll. Lukas meint, dass man sich nur ein „Ticket für eine Reise“ kaufen kann, wenn man weiß, wo sie hingehen soll. Als nächstes solltet ihr euch darüber im Klaren sein, was eure Stärken sind und wie ihr „online Unternehmen Mehrwert bieten“ könnt. Oft sind hier gar nicht die Qualifikationen auf dem Papier entscheidend, sondern das persönliche Netzwerk oder wen ihr in der Branche kennt. Also besucht Events und Konferenzen, bei denen andere digitale Nomad:innen und online Unternehmen vertreten sind. Zu guter Letzt müsst ihr den Mut haben es einfach zu tun. Trefft eine Entscheidung und setzt diese um. Dann werdet ihr, sagt Lukas, „vom Leben belohnt“. Vergesst aber nicht, dass ihr euch auch um Versicherungen, Steuersysteme und unter Umständen Aufenthaltsgenehmigungen kümmern müsst.

Lukas Tipps könnt ihr euch hier in dem untenstehenden Video ansehen:

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