Die meisten Studierenden wählen ihr Studium nach Interessen aus. Doch nicht alle Studienrichtungen bieten auch berufliche Sicherheit. „Mit dem Bachelor Slawistik allein wird man eher keinen super-tollen Job finden,“ meint Anna (19). Sie hat eine, nach dem Klischee, „brotlose Studienrichtung“ abgebrochen. Anna war zwar an der tschechischen Sprache interessiert. „Ich habe das aber eher als Ergänzung für das zukünftige berufliche Feld gesehen,“ erzählt sie.
Bei der Sozialerhebung 2015 wurden Studierende befragt, warum sie sich für ihre Fachbereiche entschieden haben. 95 Prozent gaben an, aufgrund ihrer Interessen gewählt zu haben. 67 Prozent nannten berufliche Vielfalt. Und weniger als die Hälfte (47 Prozent) nannten hohes Einkommen als Kriterium.
Bologna-Prozess brachte Veränderung
Günter Wageneder vom Qualitätsmanagement der Uni Salzburg sagt dazu: „Man sollte nach Fachrichtungen differenzieren. Es gibt Bereiche, bei denen das Interesse im Vordergrund steht und Studienrichtungen, wo Jobaussichten durchaus eine große Rolle spielen.“ Er vermutet auch eine Veränderung durch den Bologna-Prozess: „Mit Sicherheit hat die Umstellung auf Bachelor und Master-Abschlüsse auf die Studienwahlmotive zurückgewirkt. Die Arbeitsmarktorientierung wurde stark gefördert.“
Dass die Berufsaussichten nach dem Psychologiestudium derzeit schwierig sein können, erlebte Katharina (29): „Direkt nach dem Studium darf man in vielen Bereichen, etwa in Krankenhäusern oder Rehakliniken, gar nicht arbeiten. Dazu muss man erst die Zusatzausbildung zum klinischen Psychologen absolvieren.“ Da das Psychologiestudium beliebt sei, gebe es jedes Jahr viele Absolventen. Das mache den Berufseinstieg schwierig.
Jus-Studium bringt sicheren Arbeitsplatz
Jacqueline (24) kann optimistisch sein. Absolventen der Rechtswissenschaften haben besonders gute Chancen am Arbeitsmarkt. Nicht alle Aspekte des Jus-Studiums sind spannend, gibt sie zu: „Es gibt Bereiche, die mir mehr gefallen und welche, die mich nicht interessieren.“ Sie hat sich auch nicht aus brennendem Interesse inskribiert. Vielmehr hat sie sich für dieses Studium entschieden, weil es einen sicheren Arbeitsplatz und gute Karrierechancen bietet. Aber auch, weil es nach dem Studium verschiedene Möglichkeiten gibt, sich zu spezialisieren.
Carolin (25) studiert Soziologie. Ihr fiel es anfangs schwer, sich für einen Studiengang zu entscheiden. Nach dem Lesen des Curriculums gelangte sie zu Soziologie. Für die Entscheidung waren ihre Talente und Interessen entscheidend. Am Arbeitsmarkt sieht sie keine Vorteile durch das Studium: „Ich habe aber eine abgeschlossene Ausbildung und habe schon als Erzieherin gearbeitet.“ Für sie war es wichtig, dass sie etwas macht, das sie interessiert und persönlich weiterbringt.
Teresa (20) hat berufliche Zukunft und Interessen kombiniert. Sie studiert Sprache-Wirtschaft-Kultur (SWK) mit Spanisch, nebenbei Tschechisch und romanische Kultur. „Ich wollte immer etwas Internationales und mit Sprachen machen und etwas, damit ich nach Südamerika reisen kann.“ Nur Romanistik war ihr zu wenig. Daher kombinierte sie es mit dem Wirtschaftsteil.
Zusatzqualifikationen helfen
Sich zu qualifizieren und nicht nur im Kernbereich zu studieren, empfiehlt auch Günter Wageneder: „In jedem Studiengang gibt es einen Wahlfachbereich. Damit kann man im Studium Zusatzqualifikationen erwerben. Studienergänzungen oder Erweiterungsstudien sind dafür da, dass man sich auf etwas spezialisiert, das einem am Arbeitsmarkt möglicherweise weiterhilft.“
Die Arbeitslosigkeit unter Personen mit Studienabschluss ist wesentlich geringer als unter jenen ohne Studienabschluss, betont er. Zudem ist sie zuletzt leicht zurückgegangen. Die Quote befindet sich auf einem niedrigen Niveau: Ende 2018 betrug die Akademikerarbeitslosigkeit in Österreich lediglich 3,3 Prozent. Dagegen stand die Arbeitslosenquote gesamt bei 7,3 Prozent. Der Experte gibt den Studierenden zudem noch einen Tipp: „Sich engagieren, Interesse zeigen, für etwas brennen – dann wird man auch Ideen entwickeln, wo man arbeiten will.“In welchen Fächern Studierende die besten Karrieremöglichkeiten haben, hat Sofa auch Gehaltsexperte Dr. Conrad Pramböck gefragt. Das ganze Interview gibt es hier zu lesen: „Die Einstiegsgehälter sind deutlich gestiegen“