Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt.“ So beschreibt Zukunftsforscher Matthias Horx in seinem Text Die Welt nach Corona das Leben nach Corona. Löst sich unsere Welt, wie wir sie kennen, gerade tatsächlich auf? Und was wird sich verändern bzw. hat sich bereits verändert? Wir vom SOFA-Magazin gehen dieser Frage auf den Grund. Wir wagen es Spekulationen aufzustellen, was sich denn nach dieser globalen Pandemie tatsächlich alles verändern wird.
Fakt ist, dass nach dieser Krise nichts mehr sein wird, wie es war. Doch ist dies zwingend etwas Negatives? Nein, ganz im Gegenteil: Rufen wir uns doch mal den altbekannten Leitsatz „die Krise als Chance sehen“ in den Kopf. So wie jeder Mensch aus jeglicher Lebenskrise gestärkt hervorgehen kann, kann vermutlich auch die gesamte Welt aus einer Krise der etwas anderen Art lernen/wachsen/whatever. Auch wenn hier die Größenordnung eine andere ist. Wir haben uns mit diesem Thema beschäftigt und Vermutungen aufgestellt, was in verschiedensten Lebensbereichen alles anders werden könnte.
Reisen… in einem Leben nach Corona
In diesem Bereich werden wir die Auswirkungen der Krise wohl am härtesten zu spüren bekommen. Die Zeit der 5€-Flugtickets könnte ab sofort vorbei sein und Fliegen tatsächlich wieder, so wie es einmal war, zum Luxus werden. Die Umwelt würde es uns jedenfalls danken und so tat sie es bereits in den ersten Wochen der Krise: NASA-Satellitenbilder zeigten aufgrund des immensen Rückgangs des (Flug-)Verkehrs beispielsweise in China plötzlich eine signifikante Verbesserung der Luftqualität. Es gelangte weitaus weniger Stickstoffdioxid in die Atmosphäre. Somit hätten wir schon den ersten positiven Effekt, den die Krise mit sich brachte. Doch wie lange dieser anhalten wird, ist fraglich. Fest steht, dass diesen Sommer Urlaube im Inland boomen und Autos vermehrt als Transportmittel herangezogen werden. Südseezauber können wir dann nur über den Bildschirm genießen.
Ausbildung / Hochschulen
Auch hier könnten sich so mache Änderungen auftun. Vor allem in Studiengängen, bei denen keine physische Präsenz notwendig ist, könnte sich die vermehrte Online-Lehre durchsetzen. In Zeiten des Lockdowns erkannte man womöglich, dass es auch anders geht: Für den einen oder anderen Studiengang hat sich dieses Modell bestimmt bewährt – wie ihr auch in diesem Artikel lesen könnt. Immerhin spart Fernlehre Ressourcen und Zeit. Die digitalen Voraussetzungen haben wir jedenfalls. Vielleicht werden diese in einem Leben nach Corona auch vollständig genutzt.
Zwischenmenschliche Beziehungen
Die Scheidungsrate stieg an und Online-Dating erfuhr eine stärkere Nutzung denn je. Vor allem die Beziehug jüngerer Paare erfuhr durch die Quarantäne eine richtige Härteprobe. Davon berichteten wir bereits in diesem Artikel. Dies sind nur einige Dinge, die Corona in Hinblick auf unsere Beziehungen ausgelöst hat. Die Quarantäne ist für die meisten Paare zur echten Beziehungsprobe geworden und hat vermutlich des Öfteren zur Trennung geführt. Dies bestätigen jedenfalls Scheidungsanwälte: seit Beginn von Corona sei die Nachfrage eindeutig angestiegen.
Was die Partnersuche angeht, kommen uns die einst belächelten Online-Dating-Plattformen gerade recht. Sie bieten uns zumindest eine Möglichkeit, in Zeiten von Corona neue Leute kennen zu lernen. Vielleicht ändert sich sogar generell die Art und Weise, wie wir in Zukunft Beziehungen führen. Eventuell legen wir wieder vermehrt Wert auf echte zwischenmenschliche Beziehungen. Unsere Geschlechtspartner wählen wir in Zeiten von Social Distancing und den vielen Hygienerichtlinien (hoffentlich) mit Bedacht.
Wohnen
Die Studentin Katja S. ist gemeinsam mit ihrem Freund auf Wohnungssuche in Wien. Von einem vermeintlichen Rückgang der Preise oder der Nachfrage am Immobilienmarkt aufgrund der Corona-Krise ist weit und breit keine Spur. Immer wieder bekommen sie von Maklern zu hören, dass die Nachfrage nun sogar höher sei als vor der Krise. Dies sei auch eine Nachwirkung des Corona-Virus.
Für viele Menschen hat demnach während der Quarantäne das eigene Zuhause einen höheren Stellenwert bekommen und die Ansprüche sind gestiegen. Man möchte sich schließlich bei der vielen Zeit in den eigenen vier Wänden auch wohl fühlen. Man merke vor allem eine erhöhte Nachfrage bei Immobilien mit Freiflächen wie Balkon oder Terrasse – was in Zeiten von Lockdowns einen echten Luxus darstellt. Viele wünschen sich aber auch einfach nur mehr Platz für das Home-Office und wollen für eine mögliche zweite Welle gerüstet sein. Andere jedoch können sich die eigenen vier Wände nicht mehr leisten und müssen wohl oder übel wieder ins Hotel Mama einziehen. Dabei handelt es sich vor allem um Studenten, die durch die Krise vielleicht sogar arbeitslos geworden sind. Mehr dazu könnt ihr hier lesen.
Die Preise werden laut Experten jedenfalls stabil bleiben. Jedoch kann man noch nicht sagen, welche Auswirkungen die Krise langfristig auf den Immobilienmarkt haben wird.
Berufswelt
Auch in der Berufswelt hat Corona einige Veränderungen hervorgerufen. So bemerkte wohl das ein oder andere Unternehmen, wie gut das (erzwungene) Home-Office tatsächlich funktionierte. Was zuvor für viele Firmen schier unmöglich schien, hat sich während der Krise bewährt. Mia S. ist Studentin und arbeitet nebenbei Teilzeit im HR-Bereich. „Die Firma, in der ich arbeite, war immer schon sehr modern und dynamisch, jedoch war Home-Office nie wirklich eine Option. Während des Lockdowns ging es dann aber nicht anders und die Arbeit von zuhause aus funktionierte plötzlichausgezeichnet. Jetzt hat mir meine Chefin bereits zwei fixe Tage in der Woche Home-Office angeboten, was für mich eine immense Erleichterung darstellt. So kann ich Uni und Job viel besser unter einen Hut bringen!“, erzählt die 25-Jährige.
Das dürften sich nach der Krise bestimmt mehrere Firmenchefs denken und vielleicht ist es an der Zeit, tatsächlich umzudenken. Wir müssen lernen die Ressourcen, die wir haben, genauso wie im universitären/schulischen Bereich, bestmöglich zu nutzen. Auch hier könnte man wieder einiges an Zeit sparen. Manche wären sogar froh, wenn sie den unsympathischen Kollegen manchmal nur per Telefon/Videokonferenz zu hören bekommen würden ;).
Umwelt… in einem Leben nach Corona
Wie schon ganz zu Beginn erwähnt, wirkt sich die Corona-Krise durch den Lockdown auch positiv auf die Umwelt aus. Dies ist wohl die beste aller Auswirkungen. Flugzeuge hoben nur noch in begrenzter Zahl ab, das Auto wurde nicht mehr gebraucht und Fabriken wurden heruntergefahren. Vieles, was sozusagen für Luftverschmutzung sorgte, war plötzlich stillgelegt und unsere Umwelt konnte aufatmen. Das Wasser in den Kanälen von Venedig war so klar wie noch nie und die Luft über China ist sauberer denn je.
Das Ausbleiben des Tourismus auf der ganzen Welt wirkt sich zudem positiv auf die Artenvielfalt aus. Sämtliche Tierarten können sich wieder uneingeschränkt bewegen. Zwar werden Treibhausgase durch die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus eingespart, jedoch bewirken ein paar Monate Pause wohl langfristig nicht sonderlich viel. Ob und wie stark die Auswirkungen in einem Leben nach Corona schlussendlich wirklich sind, ist vorerst noch ungewiss.
Das sind nur einige der Effekte, die Corona auf unser Leben hat. Ob diese Auswirkungen nur temporär und von kurzer Dauer sind, ist bis jetzt noch unklar. Fakt ist jedoch, dass wir alle aus dieser Krise etwas lernen können und es an der Zeit ist, umzudenken. Unser Planet wollte uns damit gewiss etwas mitteilen – hören wir auf ihn und tun wir etwas.
Quellen:
https://www.news.at/a/coronavirus—scheidungsanwaelte-bemerken-erhoehte-nachfrage-11458877
https://www.derstandard.at/story/2000117517558/auf-wohnungssuche-nach-der-corona-krise https://www.addendum.org/coronavirus/shutdown-umwelt/