Viel Text und viele Wörter. Im Laufe eines Studiums wird man mit Pflichtlektüren und Literaturempfehlungen überhäuft. Aber wie bewältigt man diese Flut an Lesestoff?
„Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten“, heißt es bei Aldous Huxley. So romantisch dieses Zitat auch klingen mag, nicht immer stürzt man sich voller Freude in die Lektüre. Im Laufe eines Studiums wird man mit unzähligen Literaturempfehlungen und Pflichtlektüren konfrontiert. Die Herausforderung besteht darin, sich schnell und effektiv durch das Lesen, Wissen anzueignen und dabei den Überblick nicht zu verlieren. Dies gilt gleichermaßen für Studierende als auch für Lehrende. So manch ein:e Professor:in hat sich dabei schon das schnelle Lesen oder auch Speed Reading zu Nutze gemacht. Immerhin müssen sie innerhalb eines Semesters Seminar-, Bachelor-, und Masterarbeiten durchforsten und dabei auch noch eine faire Beurteilung abgeben. Evelyn Wood, zum Beispiel, war so beeindruckt von der Schnelllesefähigkeit ihres Professors, dass es sie zur Forschung dieser Thematik inspirierte.
Die amerikanische Pädagogin und Geschäftsfrau, gilt als Pionierin des Speed Readings. Mit der sogenannten „Pointer method“ (dt. Zeigermethode) schaffte sie 2.700 Wörter pro Minute (WpM). Dabei liegt die Schallmauer schon bei 1.000 WpM. Eine derart hohe Lesegeschwindigkeit entspricht dem gemessenen Durchschnittswert bei einem Speed Reading-Wettbewerb. Das ist schon eine ziemliche beachtliche Leistung. Im Vergleich dazu liegt die durchschnittlich geschätzte Lesegeschwindigkeit eines Studierenden bei 300 WpM.
Aber nicht nur die Lesegeschwindigkeit, sondern auch die Lesetechnik ist beim Studieren von Bedeutung. Auf der Suche nach Antworten wenden wir uns an Studierende an der Universität in Salzburg. Eine Lehramt-Studentin befindet sich gerade im achten Semester in Deutsch und Geschichte. Sie besucht pro Semester durchschnittlich elf Lehrveranstaltungen, wovon jede mindestens eine Pflichtlektüre voraussetzt. „Wenn die Lektüre prüfungsrelevant ist, lese ich anfangs jede Seite genau durch und die letzten Seiten überfliege ich dann“, erklärt sie „Parallel markiere ich mir die wichtigsten Wörter und Abschnitte.“ Für einen wissenschaftlichen Text mit rund 40 Seiten, inklusive Markieren von Wörtern, braucht die Lehramt-Studentin zwischen 70 bis 80 Minuten. „Im Lauf des Studiums hat sich mein Lesen schon verändert“, erzählt sie weiter. „Anfangs war ich mit wissenschaftlichen Texten nicht vertraut. Inzwischen kenne ich mehr Fachbergriffe, es ist nicht mehr ganz so überfordernd und man gewöhnt sich an den Schreibstil. Wenn sich ein Inhalt wiederholt überfliege ich den dann auch und lese erst bei einem neuem Themenabschnitt wieder genau weiter. Man bekommt einen Blick dafür, was relevant ist und liest viel gezielter.“
Auch Univ.-Prof. Herr Mag. Dr. Peter Winkler ist zu einem geübten Leser geworden. Seine Lesegeschwindigkeit hat sich verdoppelt bis hin zu verdreifacht. Herr Winkler ist Professor im Fachbereich der Kommunikationswissenschaft. Pro Semester leitet er vier Lehrveranstaltungen, wovon die Mehrheit mittels wissenschaftlicher Arbeiten absolviert werden kann. Jedes zweite Semester übernimmt er ein Bachelorseminar, dazu kommen dann noch Masterseminare. Zählt man die Anzahl an zu lesenden Seiten dieser Texte zusammen, ergibt das ganz schön viele Wörter und ganz schön viel Lesestoff. Aber wie bewältigt man das? „Ich gehe dabei nach dem klassischen drei-Schritt vor“, erklärt Herr Winkler und schildert in groben Zügen seine Vorgehensweise beim Lesen. Im ersten Schritt definiert er das Thema der Forschungsarbeit. Dabei konzentriert sich Herr Winkler auf den Titel, den Abstrakt, das Inhaltsverzeichnis und das Fazit. Im zweiten Schritt geht er dann Absatz für Absatz durch und bestimmt, worum es geht. Schritt drei ist dann, das Durchlesen der gesamten Arbeit – und zwar Wort für Wort. Insgesamt liest der Professor alle Texte dreimal. „Den klassischen drei-Schritt kann man eins zu eins für das eigene Studium übernehmen“, empfiehlt er allen Studierenden, die den Inhalt wissenschaftlicher Texte erarbeiten wollen.