Das Wiener Rathaus von außen. Geschmückt mit österreichischen Fahnen.
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Wien wählt – wo informieren, wie entscheiden?

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Digitale Wahlhilfen im Fokus: Was bei der Wien-Wahl 2025 zur Abstimmung steht und wo man Orientierung findet

Am 27. April 2025 bestimmen die Wiener:innen, wer künftig im Gemeinderat und in den 23 Bezirksvertretungen das politische Geschehen der Stadt mitgestaltet. Die Parteien sind bereits seit einigen Wochen im Wahlkampfmodus und werben mit unterschiedlichen Schwerpunkten um die Stimmen der Wiener:innen. Dabei rücken sie gezielt jene Themen in den Vordergrund, die in der Gesellschaft diskutiert werden – teils auch bewusst polarisierend. Überraschungen bei der Nominierung der Spitzenkandidat:innen blieben dabei aus: Jede Partei setzt auf bekannte Gesichter: Amtierender Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Karl Mahrer (ÖVP), Judith Pühringer (Grüne), Selma Arapovic (NEOS), Dominik Nepp (FPÖ), Barbara Urbanic (KPÖ & LINKS) und Heinz-Christian Strache (Team HC Strache). Alle weiteren Personen, die zur Kandidatur für die Gemeinderats- oder Bezirksvertretungswahlen gestellt werden, können über die Website der Stadt Wien eingesehen werden. 

Politische Orientierung per Klick 

Die Entscheidung, wem man seine Stimme gibt, ist für viele Wähler:innen keine spontane, sondern eine bewusste. Um diese zu erleichtern, stehen zur Wien-Wahl 2025 zahlreiche digitale Wahlhilfen zur Verfügung – manche klassisch-analytisch, andere experimentell und KI-gestützt. Was sie aber alle teilen: Keine der Plattformen gibt Wahlempfehlungen ab. Die Auswertungen dienen als reine Orientierungshilfe. 

Wahlkabine.at: Der Klassiker

Seit 2024 ist Wahlkabine.at als gemeinnütziger Verein organisiert. Zu den Gründungsmitgliedern gehören das SOS Kinderdorf, der Verband Österreichischer Volkshochschulen und das Institut für Neue Kulturtechnologien/t0. Ziel der Plattform ist es, politische Inhalte in den Vordergrund zu stellen und einen sachlichen Beitrag zur Meinungsbildung zu leisten – insbesondere in einer Zeit zunehmender Polarisierung und Verunsicherung. Wer rund 25 Fragen zu Themen wie Sozialpolitik, Migration oder Umweltschutz beantwortet, erhält im Anschluss eine Auswertung der Übereinstimmung mit den Parteien.  

Wahlrechner.at: Politische Orientierung im europäischen Kontext 

Der Wahlrechner ist ein interaktives Online-Tool zur politischen Orientierung, das seit 2006 im Einsatz ist und Teil des größten europäischen Netzwerks für Wahlentscheidungshilfen ist. Entwickelt von KohoVolit.eu, PolEdu und Puls 24, verfolgt der Wahlrechner das Ziel, insbesondere Erstwähler:innen eine überparteiliche, barrierefreie und fundierte Unterstützung bei ihrer Entscheidung zu bieten. Nutzer:innen beantworten je nach Wahl zwischen 20 und 40 Fragen. Die Angaben werden mit den Positionen der antretenden Parteien verglichen, daraus ergibt sich eine individuelle Übereinstimmung. 

Der Standard-Wahlkompass: Wissenschaftlich fundiert 

Gemeinsam mit Laurenz Ennser-Jedenastik von der Universität Wien und Robert Huber von der Universität Salzburg hat der Standard den Wahlkompass entwickelt.  Die Plattform analysiert inhaltliche Überschneidungen in der Wertehaltung zwischen Nutzer:innen und den politischen Parteien. Grundlage dafür sind 25 Aussagen zu aktuellen und lokalpolitisch relevanten Themen, die von der Innenpolitik-Redaktion des Standards formuliert wurden. Die Nutzer:innen können ihre Haltung dazu auf einer siebenteiligen Skala angeben – von klarer Ablehnung bis zu starker Zustimmung. Auf Basis dieser Angaben berechnet das Tool die Übereinstimmungen mit den Positionen der Parteien. 

iVote: Übersicht statt Überforderung 

Die Plattform iVote richtet sich vor allem an alle Wähler:innen, die sich schnell und strukturiert einen ersten Überblick verschaffen möchten. IVote ist ein Projekt des Markt- und Meinungsforschungsinstituts OGM, das gemeinsam mit dem Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg gegründet wurde. Nutzer:innen beantworten eine Reihe von Fragen zu politischen Kernthemen und erhalten anschließend eine grafische Auswertung mit Parteivergleichen. Die Darstellung ist bewusst reduziert gehalten, um politische Inhalte niedrigschwellig zugänglich zu machen.  

FragDiePartei.at: Chatbot trifft Parteiprogramm 

Mit FragDiePartei.at hält erstmals ein KI-gestützter Zugang zur Wahlentscheidung Einzug. Der Chatbot durchsucht die veröffentlichten Wahlprogramme nach konkreten Antworten – etwa zur Frage, wie die jeweilige Partei zu einer Mietpreisbremse oder öffentlichem Verkehr steht. Die Antworten basieren auf Textstellen aus den Originalprogrammen. Die Qualität der Resultate hängt allerdings stark von der Klarheit und Tiefe der Parteidokumente ab. 

Orientierung mit Defiziten  

So nützlich die digitalen Wahlhelfer auch sind – sie ersetzen nicht die Auseinandersetzung mit Parteiprogrammen oder politische Berichterstattung. Die Nutzung digitaler Wahlhilfen kann ein hilfreicher erster Schritt sein, um sich mit den politischen Angeboten der Parteien auseinanderzusetzen. Dabei ist zu beachten, dass sich die Fragestellungen je nach Tool unterscheiden – sowohl inhaltlich als auch in der Formulierung. Das kann sich auf das Antwortverhalten auswirken und zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Die Wahlhilfen eignen sich daher gut als Impulsgeber, ersetzen jedoch nicht die vertiefte Beschäftigung mit den Wahlprogrammen und Positionen der Parteien. Wer fundiert wählen möchte, sollte sich im Anschluss bewusst Zeit für die inhaltliche Auseinandersetzung nehmen.  

Plattformen wie „Bessere Welt Info“ versuchen hier zu unterstützen: Der unabhängige Info-Hub sammelt allerlei Informationen – bewusst werbefrei und überparteilich. Möchte man die Informationen allerdings aus erster Hand, so bietet es sich an, die Inhalte über die jeweiligen Wahlprogramme der Parteien in Erfahrung zu bringen. Gefunden werden können diese auf den jeweiligen Partei-Websites. 

Die Fakten zur Wahl 

Die Wahl findet am Sonntag, 27. April 2025, von 7 bis 17 Uhr statt. Wahlberechtigt sind alle österreichischen Staatsbürger:innen ab 16 Jahren mit Hauptwohnsitz in Wien. Auch EU-Bürger:innen dürfen bei der Bezirksvertretungswahl wählen, nicht aber den Gemeinderat. Die amtliche Wahlinformation wird zwei Wochen vor dem Wahltermin per Post zugestellt. Sie enthält unter anderem Informationen über das persönliche Wahllokal sowie Angaben zur Barrierefreiheit. 

Fast alle Wahllokale in Wien sind baulich zugänglich. Wer dennoch Unterstützung benötigt, kann mit Wahlkarte in einem barrierefreien Wahllokal oder per Briefwahl abstimmen. Hilfe beim Ausfüllen des Stimmzettels ist zulässig, wenn der Stimmzettel im Wahllokal nicht allein ausgefüllt werden kann. 

Wählen heißt nicht nur ankreuzen – sondern verstehen, wofür. Die Wien-Wahl 2025 bietet die Möglichkeit zur politischen Mitgestaltung auf Stadt- und Bezirksebene. Wer sich informieren möchte, findet im Netz ein breites Spektrum an Orientierungshilfen. Letztlich aber gilt: Eine fundierte Entscheidung beginnt mit Neugier – und endet mit der Stimmabgabe am 27. April. 

SOFA Magazin