In einer Zeit, in der Bildung und persönliche Entwicklung einen zentralen Stellenwert einnehmen, sehen sich insbesondere Studierende nicht selten mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Die Notwendigkeit von Nachhilfe und finanzieller Unterstützung wird dabei zum wichtigen Begleiter im Streben nach Wissen. Leider geraten jedoch auch viele in eine prekäre Lage, wenn sich Schulden anhäufen. In diesem Kontext spielt die Schuldenberatung eine entscheidende Rolle, um nicht nur frühzeitig vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, sondern auch um jenen, die bereits in der Schuldenfalle stecken, einen Ausweg zu bieten.
Das Sofa Magazin hat bei der Finanzexpertin der Schuldenberatung Wien, Gudrun Steinmann nachgefragt: „Was man gegen Schulden tun – vorsorglich und auch danach?“
Hier ein kurzer Überblick zur SOFA-Nachhilfe „Schulden vermeiden“:
- Jung und pleite. Das ist kein Einzelfall.
- Interview: Gudrun Steinmann. Warum braucht es Schuldenberatung bei Jugendlichen?
- Kleine Summen, große Rechnung: Coffee-To-Go & Handyverträge
- Online-Shopping – Vorsicht vor versteckten Kosten!
- Haushaltsbuch und Kostenlimit: Wie man Schulden vermeidet
- 10 Tipps um Schulden zu vermeiden
- Mehr zum Thema „Schulden & Jugendliche“
1. Jung und pleite. Das ist kein Einzelfall.
Fast jeder Fünfte, der bei der Schuldnerberatung um Hilfe bittet, ist 30 oder jünger. Laut Schuldnerreport sind die jungen Betroffenen mit bis zu 30.000 Euro verschuldet. Im Vergleich zum Gesamtklientel ist dieser Wert zwar niedrig, da Menschen unter 30 aber meist ein eher niedriges Einkommen haben, können bereits Schulden in dieser Höhe sehr problematisch sein. Das kann bis zum Privatkonkurs gehen. Knapp jede zehnte junge Person war 2021 davon betroffen.
Was sind Schulden überhaupt?
Da stellt sich zunächst die Frage: „Was sind Schulden?“. Schulden sind die Verpflichtung, eine Geldsumme zu zahlen, die man in der Regel nicht besitzt. Sie können aus einer Vielzahl von Gründen entstehen, einschließlich:
- Konsumschulden – sie entstehen durch den Kauf von Waren und Dienstleistungen, Bsp.: Überziehung des Bankkontos bei Studenten
- Hypothekenschulden – sie beziehen sich auf den Kauf einer Immobilie
- Geschäftsschulden – sie finanzieren Geschäftsaktivitäten
- Regierungsschulden – sie beziehen sich auf Staatsausgaben
2. Gudrun Steinmann im Sofa Magazin Nachhilfe Interview
Wir von der Sofa Magazin Nachhilfe haben uns mit Gudrun Steinmann getroffen. Sie arbeitet bei der Schuldnerberatung in Wien und leitet dort die Finanzbildung. Wir haben nachgefragt:
Warum braucht es Schuldenberatung bei Jugendlichen?
Gudrun Steinmann berät Menschen, die ihre Ausgaben nicht zahlen können und bringt Jugendlichen sowie Studentinnen und Studenten an (Hoch)Schulen den richtigen Umgang mit Geld bei. „Viele der Jugendlichen, die ich unterrichte, verdienen zum ersten Mal Geld“, erklärt sie uns bei unserem Besuch. „Das Geld, das sie verdienen, geben sie meist sofort aus, etwa um zu feiern,“ so Steinmann.
„Manche wissen gar nicht wie hoch die eigene Handyrechnung ist“
Gudrun Steinmann, Finanzexpertin
Nachhilfe im Alltag: Reden wir über alltägliche Kosten!
Anders wie in anderen Ländern brauchen die meisten Jugendlichen für ihren Bildungsweg in Österreich zwar keine Studentenkredite, trotzdem nimmt die Verschuldung bei jungen Erwachsenen in den letzten Jahrzehnten stark zu. Der Grundstein liegt zumeist im Alltag, wie etwa bei der eigenen Handyrechnung.
Viele Schülerinnen und Schüler wissen oft nicht, wieviel die Miete, das Handy oder das Internet zu Hause kosten. „Wir raten immer: Redet darüber. Fragt eure Eltern wie hoch die Stromrechnung oder die Miete ist.“ Es sei wichtig für junge Menschen, ein Gespür für Geld zu bekommen. Denn spätestens wenn sie keine finanzielle Unterstützung von den Eltern mehr bekommen, brauchen sie Erspartes.
3. Kleine Summen, große Kosten
„Bei der ersten eigenen Wohnung wird oft auf viele Kosten vergessen. Kaution, Maklerprovision, Energievertrag, Miete. Da braucht man im voraus bereits 3.000-5.000 Euro nur, damit man den Schlüssel bekommt,“ sagt Steinmann. Die Einrichtung ist bei dieser Summe noch gar nicht dabei. Es braucht aber nicht nur ein gewisses Kostengespür, sondern auch den richtigen Umgang mit Geld. Steinmann erklärt ihren Schülerinnen und Schülern daher auch, wie man vermeidet unnötig Geld auszugeben.
Der tägliche Coffee-To-Go als finanzieller Luxus.
„Viele junge Menschen haben keinen Überblick über ihre Finanzen. Sie wissen oft gar nicht, wofür sie ihr Geld ausgeben,“ so die Finanzexpertin. Dabei seien es meist Kleinigkeiten, die in Summe viele Kosten verursachen. „Ich habe mir erst letztens ein Getränk und einen Kaffee zum Mitnehmen gekauft und 6,60 Euro gezahlt. Das ist irre viel Geld für Kaffee und einen Apfelsaft gespritzt. Das sind Kleinigkeiten, die wir alle tagtäglich ausgeben, nicht spüren, aber in Summe viel ausmachen.“
4. Online-Shopping: Vorsicht vor versteckten Kosten!
Ein ähnliches Problem gebe es beim online Shopping, wo es bereits die Möglichkeit gibt, Waren mittels Ratenzahlung zu kaufen. Ein Beispiel hierfür ist etwa die Klarna. App, diese bietet die Vorauszahlung der Ware mit anschließender Ratenzahlung.
Onlineshopping, Handyverträgen & Klarna
„Gerade junge Menschen vergessen, dass diese Zahlungen über längere Zeit laufen. Viele verlieren den Überblick, vor allem, wenn noch weitere Ausgaben hinzukommen,“ sagt die Finanzexpertin. Dazu kommt, viele würden das Kleingedruckte der Verträge nicht lesen. „Das ‚gratis‘ Handy ist nicht gratis. Man zahlt ein Jahr lang 80-90 Euro im Monat“, so Steinmann. Vielen sei gar nicht bewusst, wie lange sie an den Vertag gebunden sind und wie viel der Vertragsabschluss in Summe kostet. Online-Zahldienste wie Klarna lassen einem zudem schnell den Überblick über die ausgegebene Geldsumme verlieren. Das vorgestreckte Geld wird nach nur wenigen Tagen überdurchschnittlich verzinst, wodurch noch höhere Kosten anfallen.
Kredite sind keine finanzielle Unterstützung, sondern Zusatzkosten!
Zahlungsdienstleister die auf Vorauszahlung basieren – wie z.B. Kreditkarte und auch Klarna – sollten möglichst vermieden werden. Zudem sollte das Bankkonto nicht überzogen werden, sagt Steinmann. „Die Banken machen damit das größte Geld. Sieben bis 13 Prozent bekommen sie für den Kontoüberzug“. Damit es aber erst gar nicht so weit kommt, hat die Leiterin der Finanzberatung einen entscheidenden Rat: den Überblick bewahren!
5. Sofa Magazin Nachhilfe – Maintipp: Haushaltsbuch & Kostenlimit
Um Geld zu sparen bzw. Schulden zu vermeiden, muss man sich seinen Ausgaben bewusst sein. Einfache Tipps sind das Mitnehmen sämtlicher Rechnungen und der tägliche Blick auf den Kontostand. Steinmann empfiehlt ihren Schülerinnen und Schülern auch zu einem Haushaltsbuch. Also eine Mappe, in der alle Ein- und Ausgaben aufgelistet sind.
Monatsbilanz: 40 Euro für Energie-Drinks?
„Ich hatte erst letztens einen Schüler, der durch sein Haushaltsbuch draufgekommen ist, dass er 40 Euro im Monat für Energy Drinks ausgegeben hat. Das hat er anschließend drastisch reduziert“. Wer dann auch noch auf Rabattaktionen achtet, teure Geschäfte wie Tankstellen meidet und Preise vergleicht, ist am besten Weg Kosten zu vermeiden.
6. 10 Tipps um Schulden zu vermeiden
Hier ein rascher Überblick über die Tipps zum schuldenfreien Leben aus dem Interview mit Finanzexpertin Gudrun Steinmann:
ℹ Tipps um Schulden zu vermeiden:
- Rechnungen stets mitnehmen. Sie fördern das Bewusstsein.
- eine Ein- und Ausgaben Liste führen
- bei Leasing- oder Ratenzahlungen aufpassen
- 2-3 Monatsgehälter in Reverse haben
- Ausgaben bewusst tätigen
- Kleingedrucktes lesen
- Kontolimit setzten & das Konto NICHT überziehen
- Preise vergleichen
- Überblick bewahren
- bewusst Geld sparen: mind. 10% der Einnahmen
Um die eigene finanzielle Lage im Studi-Leben nachhaltig zu verbessern, eigenen sich für Studierende auch spezielle Beihilfen, die beantragt werden können. In unserem Guide zu Studienbeihilfe und co. findet ihr alle weiteren Informationen dazu!
5. Mehr zum Thema
Mehr zum Thema „Jugendliche & Schulden“ findest du über folgende Links:
- Hier geht’s zur Schuldnerberatung Wien, Schuldnerberatung Deutschland
- Sofa-Nachhilfe: „Kann man bei den Steuern sparen?“
- „Jugendliche in der Schuldenfalle“ – ein ergänzender Beitrag von der Wiener Zeitung
- Klarna-Stellungsnahme zu „Treibt Klarna Jugendliche tatsächlich in die Schuldenfalle?“
- Der Spiegel erklärt: „Wie schaut’s mit einer Privatinsolvenz als Schuldenlösung bei Jugendlichen aus?“