Wie auch schon in den letzten Tagen zieht es uns in dem riesigen Areal zuerst zur Kaffee-Bar. Mit etwas Koffein im Körper starten wir in den dritten und letzten Tag der re:publica in Berlin. Wie gut, dass Eindrücke kein Gewicht haben – wir alle müssten am Flughafen wohl ordentlich draufzahlen.
Der Marathon an Vorträgen und Workshops beginnt mit einer Panel-Diskussion mit dem Titel “Revolution oder Evolution: Was bedeutet ChatGPT für den Journalismus?”. Es ist nicht die klassische Tirade über künstliche Intelligenz, die uns Arbeitsplätze wegnimmt. Vielmehr geht es um den Nutzen, den Journalist:innen aus dieser Technologie ziehen können. Eine erfrischend andere Perspektive, der wir gespannt folgen. Von misogynem, frauenfeindlichem Verhalten auf Social Media erzählt die Autorin Tara-Louise Wittwer.
Einige von uns nehmen an einem Workshop rund um die Erstellung von Memes teil. Der Humor kommt hier keinesfalls zu kurz, und ein paar hilfreiche Tipps für die Praxis sammeln wir auch. Dass Bitcoins mehr als digitales Geld, sondern vielmehr eine politische Bewegung sind, erläutert der Journalist Friedemann Brenneis in seinem Vortrag.
Der Titel der nächsten Panel-Diskussion “Zehn Ideen für eine bessere Arbeitswelt” ist eine Untertreibung. Gefühlt waren in dieser Stunde unzählig wertvolle Inputs dabei, wie wir die Arbeitswelt von morgen nachhaltiger gestalten können. Magdalena Rogl, Diversity-Verantwortliche bei Microsoft hat uns mit diesem Statement besonders beeindruckt: „65% der Schüler:innen und Student:innen werden in Berufen arbeiten, die wir heute noch gar nicht kennen. Da ist es wichtiger zu fragen ‚Wie willst du werden oder wie willst du dich entwickeln?‘ anstelle von ‚Was willst du einmal werden?‘
Beinahe täglich benutzt und doch nicht ganz durchschaut: Suchmaschinen. Inwiefern man ihnen trauen kann und wie das Suchverhalten das Vertrauen in die Technologie beeinflusst, erklärt Doktorandin Helena Häußler anhand einer ihrer Laborstudien zu diesem Thema.
Was hinter den Kulissen von Dating-Formaten im Reality-TV abläuft, erzählen Aktivistin Leonie aka Frau Löwenherz, Podcaster Robin Solf und Onyi Alaike, die selbst bei “Too hot too handle” mitgemacht hat. Sie zeigen auch, dass Reality-TV auch weiter greift als bloße Unterhaltung: Durch das Format soll der Diversität von Liebe eine Bühne geboten werden.
Starke Frauen, die sich über die Revolution im Iran und die Stimme der Frauen unterhalten, haben uns ebenfalls begeistert. Dabei haben wir nicht nur einen Einblick in die Komplexität der Revolution erhalten, sondern auch Kritik an der Außenpolitik und dem fehlenden Aktivismus in wohlhabenden Staaten gehört. Ein sehr nahbarer Vortrag, der zum Handeln motiviert und uns mit viel Respekt vor dem Mut der Frauen zurücklässt.
Im Perspecitve Lab der ARD lauschen wir zuerst einem Vortrag über die Vermittlung von Medienkompetenz auf dem TikTok-Channel des Kindersenders Kika. Dann geht es direkt weiter zur Frage “Ist Mystery das neue True Crime? – Podcasttrends in der ARD Audiothek”.
Anfangs nah an der Realität bewegen sich die neuen Audio-Formate immer weiter in eine übernatürliche Welt. Das Spiel mit der Suspense, sowie der Wechsel zwischen Realem und Surrealem macht das neue Genre gerade für die junge Generation so spannend. Horror zum Hören, der durch Fiktion besonders tief unter die Haut geht. Schnell wurden die Hörkassettenkinder von früher zu den Mystery-Podcast-Hörer:innen von heute.
Abschließend lässt sich sagen: Wir sind beeindruckt von dem geballten Wissen, das hier in den letzten drei Tagen an ein breites Publikum weitergegeben wurde. Auf den Stages und in den Workshops wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten. Die Location war super gewählt, der Terminplan sehr eng – aber trotzdem kam der Austausch unter uns Studierenden nicht zu kurz. Mit wertvollen Insights treten wir langsam die Heimreise an. Vom sonnigen Berlin geht es zurück ins teils regnerische Österreich. Aber kein Problem, auf uns wartet ohnehin ein volles Wochenende an der FH Burgenland.
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