Frau mit rotem T-Shirt steckt sich einen Button auf dem Freiwilligenarbeit steht an.
Ohne Freiwilligenarbeit könnten viele Hilfsorganisationen nicht überleben.

Freiwillig helfen neben dem Studium

Jedes Jahr am 5. Dezember wird er gefeiert: Nein, wir meinen nicht die Namenstage von Gerald, Hartwig oder Reinhard und auch nicht den Krampustag ?, sondern den Internationalen Tag des Ehrenamts. Die SOFA-Redaktion hat sich umgehört und mit zwei Studierenden gesprochen, die sich neben ihrem Studium freiwillig für eine gute Sache engagieren. Lesen bis zum Schluss lohnt sich. Denn am Ende erfährst du, wo auch du helfen kannst.

Bernd studiert im 5. Semester des Bachelor-Studiums Unternehmensführung an der IMC Fachhochschule Krems und engagiert sich in seiner Freizeit ehrenamtlich für das Österreichische Rote Kreuz als Rettungssanitäter. Georg studiert im 5. Semester des Bachelor-Studiums Medientechnik an der FH St. Pölten und unterstützt in seiner Freizeit die Lebenshilfe Österreich.

SOFA: Was sind eure Tätigkeiten in den Organisationen?

Bernd: Beim Roten Kreuz kann ich mir meine Tätigkeiten selbst einteilen. Im Wesentlichen gibt es im Rettungsdienst zwei Arten davon. Zum einen den Rettungsdienst, der am Rettungswagen (RTW) abgeleistet wird und den Krankentransportdienst, der am Krankentransportwagen durchgeführt wird. Beim Rettungsdienst auf dem RTW fährt man zu akuten Notfällen und hilft bei der Behandlung, Versorgung und beim Transport in das Krankenhaus. Bei den Krankentransporten bringt man Patient:innen beispielsweise zu einem Arztbesuch oder hilft beim Transport vom Krankenhaus in die eigenen vier Wände.

Georg: Meine Tätigkeiten bei der Lebenshilfe Österreich sind vielseitig. In der Werkstatt eines Wohnhauses beginnt man mit dem Frühdienst, bei dem man mit den Klient:innen gemeinsam frühstückt und eine Tagesbesprechung abhält. Dann beginnen unsere Klient:innen ihre Arbeit, die ganz unterschiedlich gestaltet ist. Das beginnt beim Zeichnen von Gemälden über die Arbeit mit Ton bis hin zur Zubereitung des Mittagessens. Je nachdem wo man eingesetzt wird, kann man die Klient:innen dabei unterstützen und für sie da sein. Nach dem Mittagessen geht man meist einkaufen, spazieren oder unternimmt kleine Ausflüge. Wenn man nicht in einer Werkstätte ist, sondern im Wohnheim, stehen vor allem Tätigkeiten wie kochen, einkaufen und Wäsche waschen im Vordergrund. Auch bei kleineren Dingen im Garten versucht man zu helfen. Das Wichtigste ist, Zeit mit den Klient:innen zu verbringen.

„Man bekommt so viel zurück“

SOFA: Wieso engagiert ihr euch freiwillig?

Georg: Bevor ich begonnen habe, mich bei der Lebenshilfe zu engagieren, fand ich es traurig und schade, dass Menschen mit geistiger Behinderung oft die Chance auf ein „normales“ Leben verwehrt bleibt bzw. die Teilnahme daran erschwert wird. Bei der Lebenshilfe habe ich bemerkt, dass das nur bedingt der Fall ist. Natürlich ist es für das private Umfeld, die Eltern und die Betroffenen selbst oft nicht leicht damit umzugehen. Ich habe aber definitiv bemerkt, dass Menschen mit geistiger Behinderung ein genauso glückliches Leben führen können. Und dazu trage ich meinen Beitrag bei. Diese Freude und Dankbarkeit, die einem entgegengebracht wird, ist einfach großartig.

Bernd: Weil es mir Spaß macht die Zeit im Dienst mit Kolleg:innen und Freund:innen zu verbringen und weil ich Menschen helfen möchte. Ich leiste gerne ehrenamtlich Dienste, weil ich so das Gefühl bekomme, etwas Gutes getan zu haben und das erfüllt mich.

SOFA: Wie viel Zeit bringt ihr für eure Freiwilligenarbeit auf?

Bernd: Ich versuche zwei Dienste pro Monat mit je zwölf Stunden zu machen. Leider geht sich das in Prüfungsphasen nicht immer aus. Dann sind es weniger Stunden.

Georg: Etwa zweimal pro Woche rund acht Stunden.

SOFA: Braucht man für diese Tätigkeiten Vorkenntnisse? Wenn ja, wie kann man die erlernen?

Bernd: Im Rahmen meines Zivildienstes wurde ich zum Rettungssanitäter ausgebildet, also ja, für diese Form des Freiwilligendienstes benötigt man auf jeden Fall eine Ausbildung. Die Ausbildung kann man bei jeder lokalen Rot-Kreuz-Dienststelle absolvieren. Sie besteht aus einem theoretischen Kurs und einer praktischen Prüfung inklusive Ausbildungsfahrten.

Georg: Man braucht keine spezielle Ausbildung, weil es hauptsächlich darum geht, gemeinsam Zeit zu verbringen. Als Pfleger:in von Menschen mit Behinderung ist das natürlich etwas anderes.

„Ich habe eine Dame zu Weihnachten nachhause gebracht“

SOFA: Was war euer bisher schönstes Erlebnis?

Georg: Mein bisher schönstes Erlebnis war der Tag meines Geburtstages. Da wurde gegrillt und die Klient:innen haben mir selbstgemalte Bilder geschenkt.

Bernd: Das schönste Ereignis, das mir persönlich widerfahren ist, ist eigentlich recht unkonventionell. Wir haben zu Weihnachten einmal eine Dame, die drei Monate im Krankenhaus war, mit dem Rettungsauto nach Hause zu ihrer Familie gebracht. Wir wurden dort dann zum Punsch ins Haus gebeten und durften ein wenig Zeit mit der Familie verbringen. Das war wirklich schön für mich.

SOFA: Was würdest du abschließend anderen Studierenden mitgeben, die sich auch ehrenamtlich engagieren möchten?

Bernd: Anderen Studierenden kann ich nur mitgeben, sich zu engagieren, wenn es die Zeit zulässt. Wer hin und wieder etwas Gutes für die Bevölkerung und insbesondere für ältere Menschen tun möchte, ist als Rettungssanitäter:in beim Roten Kreuz genau richtig, denn man kann nicht nur viel geben, sondern bekommt auch viel von seinen Patient:innen zurück.

Georg: Am Anfang kann es manchen Leuten schwer fallen sich vorzustellen, dass Freiwilligenarbeit für einen selbst bereichernd ist, aber das ist es absolut. Es ist sowohl für die Personen bereichernd, die man unterstützt, aber auch für einen selbst. Nirgendwo anders spürt man, dass eine Arbeit einen echten Sinn hat. Insbesondere die Arbeit bei der Lebenshilfe hilft dabei, gesellschaftliche Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen. Es ist ein schönes Miteinander, das man hier kennenlernen kann.

Ich möchte mich auch ehrenamtlich engagieren. Wo kann ich das tun?

Wenn du jetzt auch daran interessiert bist, dich freiwillig zu engagieren, haben wir hier einige Links zu Hilfsorganisationen aufgelistet, bei denen du mit deinem Einsatz Großes leisten kannst. Und keine Sorge: Nicht für jede Freiwilligentätigkeit ist eine mehrwöchige Einschulung notwendig. Für die meisten Hilfsorganisationen bedeutet es schon viel, wenn Leute ihre Zeit zur Verfügung stellen. Wenn du vielleicht sogar schon weißt, wo du in deiner Region helfen kannst, melde dich direkt bei dieser Stelle. Hier findest du einige alphabetisch geordnete Links zu Institutionen, die sich über deine Bereitschaft zur Freiwilligenarbeit freuen.

Caritas

https://www.caritas.at/spenden-helfen/freiwilliges-engagement

Diakonie

https://www.diakonie.at/unterstuetzen-und-spenden/freiwilliges-engagement/freiwilligenboerse

Freiwilligenweb.at https://www.freiwilligenweb.at/

Freiwillig für Wien

https://www.wien.gv.at/gesellschaft/ehrenamt/index.html

Gruft

https://www.gruft.at/spenden/

Hilfswerk Niederösterreich

https://www.hilfswerk.at/niederoesterreich/ehrenamt/ehrenamtlich-engagieren-im-hilfswerk-noe

Lebenshilfe

https://www.lebenshilfe.at/tag/freiwilligenarbeit/

Rotes Kreuz

https://www.roteskreuz.at/ich-will-helfen/ich-will-mich-freiwillig-engagieren

SOS-Kinderdorf:

https://www.sos-kinderdorf.at/helfen-sie-mit/freiwilligenarbeit

Team Österreich

https://oe3.orf.at/teamoesterreich/stories/teilteamoesterreich/

VinziWerke

https://www.vinzi.at/mitarbeit/ehrenamt/

Wie ihr geflüchtete Menschen aus der Ukraine unterstützt, lest ihr in diesem Artikel.